Claudia Schmid - schmidfilm
Dokumentarfilm - Buch & Regie, Produktion
Voices of Violence, 90 Min. ©2016 Ein Film von Claudia Schmid
Synopsis
Voices of Violence ist ein Film über die unvorstellbare Gewalt gegen Frauen in der DR Kongo und das politische und gesellschaftliche System, das diese Grausamkeiten zulässt. In dem Land, in dem Frauen auf besonders grausame Weise der systematischen Vergewaltigung als Kriegswaffe ausgesetzt sind, gibt Claudia Schmid völlig unbekannten Frauen eine Stimme und zeigt auf, wie die Strukturen der Gewalt in all ihren Facetten funktionieren.
Mehrere Monate ist Schmid durch die Demokratische Republik Kongo gereist und hat Frauen in den entlegensten Dörfern der Rebellengebiete getroffen und ihr Vertrauen gewonnen. In langen konzentrierten Gesprächen offenbaren die Frauen zum ersten Mal ihre traumatischen Erlebnisse der Öffentlichkeit. Sie erzählen, wie sie überfallen, verschleppt und misshandelt wurden, wie sie aus den Rebellencamps fliehen konnten und warum die Hölle nach der Rückkehr in die Dörfer weiterging. Von der eigenen Dorfgemeinschaft geächtet, von den Ehemännern verstoßen.
Je intensiver sich die Interviewsituation mit der Filmemacherin entwickelt, umso drastischer und direkter formulieren die Frauen die erlebte Gewalt. Die Kongolesinnen sind expressive Erzählerinnen, die für ihr Leid starke Worte und Gesten finden. Impulsiv begeben sie sich noch einmal in die jeweiligen Situationen und spielen sie nach.
Der Film verdichtet die Gewaltgeschichten verschiedener Frauen aus einem Dorf zu einem Chor, der in seinen Steigerungen die Dramaturgie des Filmes bestimmt. Um die ganze Komplexität der Gewalt zu verdeutlichen, befragt Schmid auch Familienangehörige zu ihren Erlebnissen und Sichtweisen und spricht mit ihnen über ihre Scham und Diskriminierung durch die Dorfgemeinschaft. Sexuelle Übergriffe sind im DR Kongo ein Tabuthema. Familien sprechen fast nie über ihre traumatischen Erlebnisse.
Im Verlauf des Filmes taucht Schmid immer tiefer in die Zusammenhänge der Zerstörung ein und befragt auch kongolesische Männer auf der Straße zu den „Rechten und Pflichten“ beider Geschlechter. Völlig ungeniert erzählen sie, dass sie ihre Frauen schlagen, wenn diese nicht gehorchen. Dass die Mädchen selbstverständlich nicht zur Schule dürfen, weil sie sonst zu unabhängig werden könnten und dass eine Frau nichts besitzen darf. Wenn der Mann sie verlässt, muss die Frau auf der Straße leben. So sei das nun mal...
Auf diese Weise verbindet sich die kriegerische Gewalt der Rebellen mit der alltäglichen der kongolesischen Männer und macht die Situation für die Frauen erst richtig ausweglos. So reflektiert der Film immer tiefer einen Kosmos der systematischen Zerstörung der Bevölkerung eines ganzen Landes. Allein durch die Kraft der Protagonistinnen, die nicht aufgegeben haben und jetzt sprechen, weil sie wollen, dass die Öffentlichkeit von ihrem Leid erfährt und die Täter bestraft werden, wird diese engste aller Welten gesprengt. Und da folgt die Kamera manchmal den Blicken, den Bewegungen und auch den Tänzen und Gesängen der Frauen hinaus aus der Enge...
Voices of Violence ist ein schockierender und berührender Mikrokosmos aus Triebhaftigkeit und Gewalt, Macht und Ohnmacht, Bewusstlosigkeit und Gefangen-Sein in Traditionen.
Credits:
Buch & Regie: Claudia Schmid
Kamera: Claudia Schmid
Ton: Bianka Schulze, Heike Frielingsdorf, Julia Hübner,
Aidin Salkhi
Montage: Kawe Vakil
Produzentin: Birgit Schulz
Producerin: Monika Mack
Produktionsleitung: Rolf Bremenkamp
Colour Grading: Dany Schelby
Tonmischung: Chris Glade
Redaktionen: Andrea Ernst/WDR, Angelika Wagner/WDR, Barbara Denz/NDR
Produktion: Bildersturm Filmproduktion ©2016
Verleih: Mindjazz Pictures; Claudia Schmid
Drehbuch- und Produktionsförderung der Film- und Medienstiftung NRW.